Triadisches Ballett

 Ein Ballett, das auch 100 Jahre nach seiner Uraufführung noch bewegt

Wer an ein Heimwerker-Wochenende denkt, wenn er „Bauhaus“ hört, und wem beim Stichwort „Ballett“ nur junge Frauen in Tüllröckchen einfallen, für den dürfte das „Triadische Ballett“ alle Bilder im Kopf überpinseln. Der Mann, der diesen Pinsel führt beziehungsweise führte, ist seit knapp 80 Jahren tot: Oskar Schlemmer. Der Bildhauer, Bühnenbildner und Maler hat am Bauhaus in Dessau und Weimar gearbeitet. Das Bauhaus war, vereinfacht formuliert, eine Schule, die Kunst und Handwerk, Design und Architektur zusammenführte.

Dass er ein vielseitiger Künstler war, bewies Oskar Schlemmer, von dem auch ein Bild, nämlich die bekannte „Blaue Frauengruppe“, in der Modernen Galerie des Saarlandmuseums hängt, unter anderem durch ein Ballett. 1922, also vor 100 Jahren, wurde dieses „Triadisches Ballett“ in Stuttgart uraufgeführt. „Es sorgte für Entsetzen und Euphorie“, schreibt die Staatsgalerie Stuttgart. Sie sieht sich dem Erbe von Oskar Schlemmer „nach wie vor sehr verpflichtet“, teilt sie in einer Presseerklärung zum Ballett-Jubiläum mit. „In unserem Kunstarchiv befindet sich der schriftliche Nachlass des Künstlers und unsere Sammlung umfasst seinen größten zusammenhängenden Werkkomplex, zu dem auch sieben Figurinen aus dem Triadischen Ballett zählen. Bis heute ist Stuttgart der wohl wichtigste Ort für Oskar Schlemmer“, erklärt die Presseabteilung der Staatsgalerie.

Was Schlemmer mit seinem Team da präsentierte, hatte von den Bewegungen und von den Kostümen der Tänzerinnen und Tänzer her nichts mit dem zu tun, was bisher als Ballett bekannt war. „100 Jahre später ist es weltbekannt und die Faszination für die außergewöhnliche Ideenwelt des Bauhaus-Künstlers hält an“, schreibt die Galerie. Dass sich die Uraufführung des Triadischen Balletts nun zum hundertsten Mal jährt, nimmt die Staatsgalerie zum Anlass, „das Triadische Ballett aus der Gegenwart heraus zu betrachten“, wie sie ankündigt. „Die drei international renommierten Künstlerinnen Ulla von Brandenburg, Kalin Lindena und Haegue Yang sind eingeladen, mit großformatigen Arbeiten auf Schlemmers Ideen Bezug zu nehmen und seine heutige Bedeutung zu befragen. Die Besucherinnen und Besucher erwarten raumgreifende Installationen, die zu durchwandern ein Erlebnis sein wird. Zugleich ermöglicht die Ausstellung punktuelle Einblicke in den historischen Kosmos des Triadischen Balletts und seiner Rezeption bis heute“, teilen die Stuttgarter Galeristen mit. „Moved bei Schlemmer“ heißt die Ausstellung, die vom 10. April bis zum 9. Oktober zu sehen ist.

Text: Kartharina Rolshausen | Bild: Weltkulturerbe Völklinger Hütte