Female View

 Modefotografinnen von der Moderne
bis zum Digitalen Zeitalter

Das St. Annen-Museum bildet mit der Kunsthalle St. Annen seit 2013 das Lübecker Museumsquartier mit Museumsshop und Kunstcafé. Es befindet sich in den Gebäuden des ehemaligen St. Annen-Klosters (seit 1502) neben der Synagoge (2021 wiedereröffnet) und unweit der Kirche St. Aegidien in der südöstlichen Lübecker Altstadt. Seit 19. März ist in der Kunsthalle die Ausstellung „Female View“ zu sehen. Die nach knapp vier Jahren aus Lübeck scheidende Museumsleiterin Dr. Antje-Britt Mählmann legt den Fokus auf den weiblichen Blick von Fotografinnen auf Frauen und Mode. Frauen sehen Frauen anders. Das wurde bereits bei der Pressekonferenz und dem anschließenden Rundgang im Beisein der unter anderen ausstellenden Fotografinnen Gabriele Oestreich (GABO) und Liv Liberg sichtbar.

Selbstbestimmte Frauen und ihre künstlerischen Perspektiven. Insgesamt sind etwa 150 Fotografien sowie Fashionvideos von 21 internationalen Künstlerinnen mit einem Querschnitt aus mehr als 90 Jahren Modefotografie (1925-2020) zu sehen. Ihre Werke erschienen in einflussreichen Magazinen wie Cosmopolitan, Elle, Harper´s Bazaar oder Vogue. Zu den Höhepunkten der öffentlichen Präsentation gehören zum Beispiel Werke der jüdisch-deutschen YVA (Else Ernestine Neuländer-Simon, die 1942 im Vernichtungslager Sobibor ermordet wurde, Schwerpunkt Akt-, Porträt- und Modefotografie in sw), Sibylle Bergemann (eine der erfolgreichsten Fotografinnen der DDR, Gründerin der Agentur Ostkreuz, 2010 verstorben), ihre Kollegin Ute Mahler (eine der einflussreichsten Fotografinnen der DDR, Fotoserien für das Modemagazin Sibylle, Hochschullehrerin) sowie Gabriele ´GABO´ Oestreich (1961 geboren, ehemalige langjährige Lebensgefährtin von Campino/Die Toten Hosen, fotografiert hauptsächlich prominente Persönlichkeiten). Weiterhin Lee Miller, Madame D´Ora, Amber Pinkerton, Bettina Rheims, Alice Springs und Ellen von Unwerth. Eine die wie viele andere Ausstellende auch, beide Seiten vor und hinter der Kamera kennt, ist Ellen von Unwerth. Sie war zunächst Topmodel und wurde später, ohne spezielle Ausbildung, zur weltbekannten Fotografin, die Claudia Schiffer entdeckte. Sie hat auch einen engen Bezug zum Musikbusiness, was u.a. ihre ausgestellten Fotos von Lana Del Rey belegen.

Das Ziel, dem weiblichen Blick auf die Modefotografie von den 1930 Jahren bis in die Gegenwart nachzuspüren, gelingt vom Untergeschoß (Selfies, InfluencerInnen), über das Erdgeschoss (Mode während der Kriegs- und Nachkriegsjahre), die 1. Etage (Neubeginn & Internationale Mode), den Diana Vreeland-Film „The Eye has to Travel (Modeikone), Modefotografie in Ost und West bis hin zur 2. Etage mit Individualität, Supermodels & Glamour und Modebilder im Digitalen Zeitalter. Es wird sichtbar, wie sich die KünstlerInnen mit ihrer Arbeit vor dem Hintergrund gesellschaftlicher und politischer Veränderungen gegenseitig inspiriert haben. Und auf Selbstbewusste Identitätsentwürfe, Selbstinszenierung mithilfe von Sozialen Medien und die Welt von InfluencerInnen und StylistInnen wird selbstverständlich auch eingegangen. Zum vielfältigen Begleitprogramm gehören Konzerte, Workshops (Gestaltung eines eigenen Magazincovers) und Öffentliche Führungen. Zur Ausstellung ist ein reich bebilderter Katalog im Verlag Hatje Cantz erschienen.

Text: Redaktion | Bild: Regina Relang (der neue Look), GABO (Yoko Ono), Julia Hires (Mahler), Ellen von Unwerth (Kate Moss, Lana Del Rey)