Das Original Haseland Orchester

 Musik für selbstfahrende Autos

Hinter dem Original Haseland Orchester verbirgt sich der Osnabrücker Multiinstrumentalist und Produzent Martin Schmeing. Der 1962 geborene Künstler ist seit Anfang der 1980er Jahre (Punk, New Wave, NDW) als erfolgreicher Musiker und Komponist tätig. Seit 2012 ist er durch seine Zusammenarbeit mit Christian Steiffen (Hardy Schwetter) auch im Mainstream bekannt geworden. Aktuell präsentiert er mit „Musik für selbstfahrende Autos (It Sounds/Rough Trade) ein vielschichtiges Konzeptalbum mit 10 Tracks. Dabei gleitet Schmeing versiert durch den Genre-Kosmos.

Dein musikalischer Werdegang ist vielfältig, ich kenne Dich ja noch als Gründungsmitglied der Band Die Angefahrenen Schulkinder („Tötet Onkel Dittmeyer“). Wie gestaltete sich denn Dein Werdegang?

Zunächst mit Klavier- und Orgelunterricht, dann mit einem abgebrochenen Studium der Musik für Lehramt. Seit 1982 freischaffender Künstler, zunächst mit den Angefahrenen Schulkindern, später mit Cliff Barnes & The Fear Of Winning. Da ist eine lange Diskografie zusammengekommen, die auch Videos, DVD´s und Filme beinhaltet. Theaterarbeit gehörte auch immer zu meinem Wirken dazu, vor allem in und um Osnabrück (Klanginstallationen Varusschlacht, Das Dschungelbuch). Ein Highlight war auch die Zusammenarbeit mit dem chinesischen Popstar Perhat Khaliq und seiner Band Qetiq sowie die zahlreichen internationalen Konzertreisen mit ihm. Und seit 2009 bin ich fester Bestandteil des Projekts Christian Steiffen und Das Original Haseland Orchester. Da haben wir auch schon einen neue CD aufgenommen. Die soll noch 2022 erscheinen.


Das klingt nach stilistisch breiter Inspiration. Welche Künstler und Bands haben Dich denn nachhaltig beeinflusst?

The Who, Trio, da war ich ein ganz großer Fan. Ideal, Bruce Springsteen und später vor allem Aphex Twin. Der hat meine Elektro-Begeisterung neu entfacht.


Das alles deutet darauf hin, dass Vintage kein Fremdwort für Dich ist. Beinhaltet das auch ein eigenes Studio mit altem Equipment?

Ich habe 1995 mit Marcus Praed das Tonstudio Fear Factory in Osnabrück gegründet, das 2005 in die Mühle der Freundschaft, eine alte Wassermühle, nach Bad Iburg umzog und seitdem auch unter dem Namen Mühle der Freundschaft betrieben wird. Eingerichtet mit reichlich Vintage-Equipment, vor allem Orgeln. Dazu gehört auch ein eigenes Label und ein eigener Verlag.


Wie bist Du auf die ungewöhnliche Idee zum Konzeptalbum über Automobile gekommen?

Während der langen Autofahrten, die man als Musiker so hinter sich bringt. Vor allem mit Christian Steiffen. Dabei kam unweigerlich der Gedanke auf, wie schön man doch seine Zeit nutzen könnte, wäre die Versprechung von selbstfahrenden Autos bereits Realität. So entstanden Titel wie „Landpartie“, wo es um Gefühle, Träume und Erlebnisse beim Fahren geht. Ennio Morricone hat diese Art von Filmmusik ja zum Beispiel mit dem Filmgenre Western schon in den späten 1960er Jahren perfektioniert.


Alleine ausgedacht, alleine komponiert. Hast Du Dir dennoch für das ein oder andere Stück zwischen „Discodriving To The Beach“ bis hin zu „Ladestation“ Musiker dazu geholt? Und gab es auch Schwierigkeiten mit dem ein oder anderen Stück, dessen Idee sich im Studio als nicht geeignet für das Konzeptalbum erwies?

Ja, Dirk Pellmann, den Schlagzeuger von Phillip Boa zum Beispiel, dann Kontrabassist Andreas Müller und Percussionist Florian Schaube. Ja, eine Idee zu „Rechtsabbieger“ ist misslungen, die habe ich final verworfen.


Jeder wird sich bei dieser Reise im Kopf etwas Anderes vorstellen. Titel wie „Seltsame Fahrt Durch Die Nacht“ oder „Heimfahrt Nach Dem Ersten Date“ ermuntern ja geradezu zum Reinhören. Wie lange hast Du an den zehn Stücken gearbeitet?

Sie sind in einem zweijährigen On/Off-Prozess entstanden, wobei es einzelne Themen des Albums schon länger gibt. Ich habe sogar schon erste Ideen für eine weitere Original Haseland Orchester-CD gesammelt, die ich auf jeden Fall veröffentlichen möchte. Deshalb erwarte ich auch dass das aktuelle Album nach Veröffentlichung am 04.03. direkt in die Top-3 der deutschen Charts kommt (lacht)…


Bringst Du „Musik für selbstfahrende Autos“ auch auf die Bühne oder bleibt es rein bei der Veröffentlichung?

Ich bin da schon schwer am planen eines geeigneten Live-Konzepts. Titel wie „Waschstrasse“ oder „Discodriving To The Beach“, die wir auch bereits als Videos veröffentlicht haben, müssen einfach auf die Bühne. Sie laden ja förmlich ein zu einer Party am Strand und bei der Autowäsche. Zwei weitere Musiker sollen mich dann dabei unterstützen.


Musik hat ja zweifelsohne Dein Leben seit der Kindheit geprägt. Bist Du in der Diskothek bis heute eher Tänzer oder Steher?

Eher Steher.


Du hast die freie Wahl. Mit wem würdest Du gerne eine Nacht durchzechen?

Mit Stephan Remmler, dem damaligen Sänger von Trio.


Stichwort Cannabis-Legalisierung durch die neue Bundesregierung. Desaster oder Chance?

Auf jeden Fall eine Chance.

Text: Frank Keil | Bilder: Manfred Pollert